Volkstrauertag: "Krieg ist schmutzig, widerwärtig und ganz bestimmt nicht heroisch oder edel"
13.11.2022 - Anlässlich des Volkstrauertags hat Bürgermeister André Dora heute zwei Kränze am Ehrenmal niedergelegt und damit unter anderem der Toten der beiden Weltkriege gedacht - im Namen des Volksbunds Deutsche Kriegsräberfürsorge und der Stadt Datteln. Auch die Reservistenkameradschaft Datteln, das DRK und mehrere Schützenvereine haben mit ihren Kranzniederlegungen der Kriegstoten gedacht.
Dora hat in seiner Ansprache unter anderem den Krieg gegen die Ukraine thematisiert:
"Auch in Datteln, hier am Rand des Ruhrgebiets, kommen seit Jahren Menschen an, die vor diesen Kriegen und Konflikten flüchten. Und nun flüchten Menschen vor einem Krieg mitten in Europa, den Putin als Angriffskrieg gegen die Ukraine führt. Wir nehmen diese Menschen auf. Wir geben ihnen Schutz. Wir zeigen Empathie", sagte Dora.
Seit dem Überfall Putins auf die Ukraine am 24. Februar dieses Jahres gab es laut Zählungen des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte (OHCHR) bis 31. Oktober 2022 mindestens 6.430 Todesopfer in der ukrainischen Zivilbevölkerung – darunter mindestens 402 Kinder. Außerdem wurden mindestens 9.865 Zivilist:innen verletzt, darunter 739 verletzte Kinder.
"Wir alle sind heute zu dieser Gedenkstunde anlässlich des Volkstrauertags zusammengekommen", sagte Dora. "Damit setzen wir gemeinsam eine wichtige und langjährige Tradition fort: Wir gedenken all derer, die im Ersten und im Zweiten Weltkrieg gefallen und als Zivilbürger*innen getötet worden sind."
Dora macht deutlich, dass es Personen wie Putin "egal ist, ob Menschen sterben, leiden oder dem Wahnsinn verfallen, weil sie die Angst vor dem nächsten Angriff, der nächsten Bombe verrückt macht, ob Menschen die nackte Angst ums Überleben in den nächsten Bunker treibt."
Weiterhin sagte er: "Kriegstreiber nutzen Kriegspropaganda gezielt für ihre Zwecke. Das ist nichts Neues. Neu ist zumindest für mich und auch in der aktuellen Situation, dass diese Propaganda, dass diese Lügen bei manchen Deutschen auf fruchtbaren Boden stoßen. Sie glauben das, was die russische Seite über die digitalen Kanäle in ihre Smartphones spült."
Dora merkte an, dass wir "immer daran arbeiten müssen, dass das Gleichgewicht in der Gesellschaft bestehen bleibt."
Weiter betonte er: "Vielleicht denken wir, dass unsere Worte verhallen. Sie richten keinen Schaden an, aber sie bewirken nichts bei denen, die wir davon abhalten wollen, die Waffen gegen andere zu erheben. Und doch beginnt Verantwortung da, wo wir erkennen, dass wir eine Option haben, etwas zu verändern. Diese Möglichkeit bietet uns in jedem Jahr auch der Volkstrauertag.
Den Krieg verurteilte er als "anachronistisch, verwerflich und absolut unangemessen. Aber als Mittel der Wahl existiert er weiter in den Giftschränken von Despoten, Diktatoren und Faschisten. Sie glauben nicht nur immer noch daran, dass der Krieg sinnvoll und berechtigt bzw. gerechtfertigt ist, sondern dass er sie auch ihrem Ziel näherbringt."
Dora forderte: "Kriege dürfen nicht mehr gewonnen werden. Sie müssen zum Scheitern verurteilt sein. Sie taugen nur noch dazu, als abschreckende Beispiele in der Geschichte zu dienen."
60 bis 70 Millionen Menschen sind im Zweiten Weltkrieg zu Tode gekommen. Viele weitere Millionen Menschen verloren ihre Gesundheit, ihre Angehörigen, ihre Heimat oder ihren Lebensmut – oder mussten bis zu zehn Jahre in Kriegsgefangenschaft aushalten.
Das Gedenken am Volkstrauertag kann sich nicht auf die gefallenen Soldaten und schon gar nicht auf die gefallenen deutschen Soldaten beschränken. Wir gedenken, aller Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. "Wir gedenken der gefallenen Soldaten aller Länder, der Juden, Sinti, Roma und anderer verfolgter Minderheiten, der physisch und psychisch Geschundenen und auch der Kriegsgefangenen", sagte Dora - und er führte an:
"Krieg ist schmutzig, widerwärtig und ganz bestimmt nicht heroisch oder edel. Es gibt keinen Grund, den Krieg zu verherrlichen. Das gilt für die beiden großen Weltkriege ebenso wie für die zahlreichen bewaffneten Auseinandersetzungen, die Europa und die Welt bis heute erschüttern."
Dora bedankte sich nach seiner Ansprache bei den Jugend-Organisationen der Feuerwehr, des DRK und des THW dafür, dass sie sich an der Veranstaltung beteiligt haben. Außerdem bedankte er sich beim Blasorchester BOA der Musikschule, das den Volkstrauertag seit 22 Jahren musikalisch unterstützt.