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Das Bild zeigt das Rathaus der Stadt Datteln.

Dattelner Ehrenamtspreis für Johannes Rasch und Ralf Ewald

24.9.2022 - Das war eine etwas anders Verleihung des Dattelner Ehrenamtspreises. Das lag nicht nur daran, dass sie in der Libeskindvilla von Rheinzink stattfand oder dass der Junge Ehrenamtspreis zum ersten Mal verliehen wurde. Es gab auch einen anderen Grund.

Das Bild zeigt Sandra Ewald, die den Preis für ihren verstorbenen Bruder entgegennahm, Bürgermeister André Dora und Johannes Rasch, der mit dem Jungen Dattelner Ehrenamtspreis ausgezeichnet wurde.

Bürgermeister André Dora, der die fast 50 Gäste in der Libeskindvilla begrüßte und auch die Preisverleihung vornahm, stellte vor allem heraus, wie essenziell das Ehrenamt für unsere Gesellschaft ist.

Die Laudationen für die Preisträger nahm Martina Bialas vor. Sie begann mit dem Träger des ersten Jungen Ehrenamtspreises, der 2009 Mitglied bei den Kanuten Emscher-Lippe wurde. Die haben sich seit 1950 kräftig entwickelt und gehören zu den mitgliederstärksten Kanusportvereinen in NRW. Sie haben es sich auf die Fahne geschrieben, die Jugend und die Senioren zu fördern.

Somit tat der junge Kanute den richtigen Schritt in den richtigen Verein und kann heute auf sehr gute eigene Erfolge zurückblicken. Der  Kanute übernahm recht schnell Verantwortung für Kinder und weitere Jugendliche im Verein. Nach der Schule hat er vor oder nach seinen eigenen Sporteinsätzen die Trainer bei der Betreuung der kleinen Schüler unterstützt. 

Seit neun Jahren ist er jetzt Rennsportwart und kümmert sich somit um den Aufbau und die Fortentwicklung des Sportlernachwuchses. 

Was sich hier so locker runterliest - bedeutet jedoch jede Menge Arbeit: 

Der junge Rennsportwart, der Preisträger, ist heute 26 Jahre alt, und erst ist fünfmal in der Woche für zwei Stunden am Bootshaus und gibt Trainingsstunden für Kinder und Jugendliche. Er erstellt Trainingspläne und begleitet den Nachwuchs bis zu sechsmal im Jahr an den Wochenenden. Und er kümmert sich auch um die Ausstattung der Kinder: Boote, Paddel, Schwimmwesten und Vereinskleidung.

Diese Verantwortung hat er bereits mit 16 Jahren übernommen. Ihm Wassersport, nicht immer ganz ungefährlich, einem 16-Jährigen die Verantwortung für quirlige Kinder zuzutrauen, ist ein großer Vertrauensbeweis, den man sich erst einmal erarbeiten muss. Und das bei den zunehmenden Helikopter-Eltern. 

Herzlichen Glückwunsch an Johannes Rasch, erster Ehrenamtspreisträger unter 31 … was schon an sich eine kleine, große Besonderheit ist. Und Johannes Rasch freute sich sehr über den Ehrenamtspreis, den André Dora ihm überreichte.

Und nun zum Dattelner Ehrenamtspreis für über 31-Jährige:

Die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk, kurz THW genannt, ist die deutsche Zivil- und Katastrophenschutzorganisation des Bundes mit ehrenamtlichen Helfern und hauptamtlichen Mitarbeitern im Geschäftsbereich des Bundesministeriums des Innern und für Heimat. 

Klingt gewichtig und ist es auch. Das gilt jedoch nicht für die Menschen, die hier im Einsatz sind. Für sie gilt Menschlichkeit, Hilfsbereitschaft und jede Menge Unterstützung. Manchmal brauchen aber auch sie Unterstützung personeller Art. Und das formulieren sie dann mit ganz einfachen Worten: 

Hilf anderen und wachse aus dir heraus - in deiner ehrenamtlichen Freizeit. Widme dich spannenden Aufgaben und meistere neue Herausforderungen. Einfach und unverbindlich.

Ein Mensch trat 1979 mit großem Interesse, somit weniger aus einer Laune heraus, als einer der ersten Jugendlichen dem Ortsverband Datteln bei und blieb. Aus der Unverbindlichkeit wurde eine 43-jährige Verbindlichkeit. Man kann sagen: Ein Leben für das THW. Er kümmerte sich um die Ausrüstungen und die Autos der Organisation. Ein Schirrmeister für alles Technische im Ortsverband. Und das bedeutete keine Kleinigkeit. Zehn Fahrzeuge und Anhänger zu warten, monatlich zu kontrollieren, Termine mit Werkstätten und dem TÜV abzustimmen, zusätzlich war er in der sehr aufwendigen Kraftfahrerausbildung unterwegs. 

Keine Kleinigkeit! 

Eher eine Großartigkeit, denken wir darüber nach, wie aufwendig es für einzelne von uns ist, den Weg in die Waschstraße zu finden oder alle zwei Jahre den TÜV-Termin für das eigene Auto im Auge zu behalten. 

Unser Ehrenamtspreisträger legte zur besseren Übersicht für alle gleich ganze Protokolle an. 

Hauptberuflich war er Kraftfahrer – okay, mag der eine oder andere denken, dann war er in diesem THW-Aufgabenbereich doch bestens unterwegs. Nein, das wäre eine zu einfache Erklärung. Wer ist nicht nach getaner Arbeit froh, einfach ausruhen zu dürfen, vor dem Computer vor dem Fernseher oder am Handy zu sitzen und zu daddeln. Wer fiebert nicht einem entspannten Wochenende entgegen? Unser Preisträger fieberte seinen THW-Einsätzen entgegen. 

Er war mit Leib und Seele ein THW-Mann - genau die Stütze, die ein Verein braucht. Er war sich auch nicht zu schade, Mülltonnen rauszustellen oder besser gesagt, einfach in allen Bereichen mitanzufassen, in denen Unterstützung gebraucht wurde. Junge neue Helfer*innen haben viel von ihm gelernt, er hat gerne aus seinem unheimlich großen Wissensschatz abgegeben – anders als Menschen, für die gilt:

Wissen ist Macht, behalte es somit für dich. 

1992 fuhr er mit Ernst-Georg Kartzig und weiteren Mitstreitern nach Russland, um Hilfsgüter und Fahrzeuge zu überführen, Russland ging es nach dem Wegfall der Mauer nicht gut. Bis heute hat Ernst-Georg Kartzig nicht das beruhigende Gefühl vergessen, das ihm unser Ehrenamtspreisträger verlieh: „Das bekommen wir schon hin.“ 

Aber das Leben ist Veränderung, leider nicht immer in die Richtung gehend, die man sich wünscht. 

Der Träger des THW-Ehrenabzeichens in Bronze erkrankte schwer. Kein Grund für ihn zuhause zu bleiben, seine Einsätze aufzugeben. Mit einem Infusionsschlauch um den Hals, erschien er zum Dienst. Nicht, um sich bedauern zu lassen, sondern um weiterzumachen. Er hat seine Erkrankung nicht thematisiert – er hat schlicht gesagt: „Ich habe alles im Griff.“

Das Dattelner Team vergaß fast die Erkrankung. Selbst während seiner Aufenthalte im Krankenhaus gab er Tipps über das Telefon und war ein weiterhin guter Ansprechpartner. Auch sein Pflichtbewusstsein behielt er bei. 

"Sie alle werden bemerkt haben", sagte Martina Bialas, "dass ich nur über die Vergangenheit rede, der THW-Kämpfer hat seinen eigenen persönlichen Kampf am vergangenen Wochenende verloren."

Jeder wurde von dieser Nachricht überrascht, denn das war nicht vorhersehbar, dieses plötzliche Nicht-Mehr-Da-Sein.

Das belegen die Dienstpläne, hier ist sein Name auch noch für die kommende Zeit aufgeführt. An diesem Wochenende als Prüfer für die Kraftfahrerprüfung. 

Ralf Ewald, liebevoll Ralli von allen genannt, ist nur 59 Jahre alt geworden. 43 Jahre davon gehörten dem THW.

Die Jury hat nicht vor vier Wochen entschieden, ihm aufgrund seiner schweren Erkrankung den Titel Ehrenamtspreisträger 2022 zukommen zu lassen, sondern wegen dieser beeindruckenden Zahl 43. Sie macht so deutlich, dass sich hier ein junger Mensch im Alter von 16 Jahren bereits für sein ganzes Leben auf ein Ehrenamt festgelegt hat. 

Hans-Georg Kartzig bestätigte, dass kein anderer ehrenamtlicher Helfer den Stundeneinsatz von Ralle je erreichte. 

Bevor André Dora den Preis an seine Schwester Sandra übergab, gab es eine Schweigeminute in der Libeskindvilla - für Ralf Ewald.

Finanziell unterstützt wurde die Veranstaltung von der Sparkasse Vest Recklinghausen.