Image
Bürgermeister André Dora, der evangelische Pfarrer Thomas Mämecke bei der Solidaritätskundgebung am Türkenort 1.

„Antisemitismus darf nie wieder salonfähig werden“ – Bürger*innen setzen Zeichen der Solidarität mit Israel – Gedenkstunde zur Pogromnacht im Dorfschultenhof

Um ein Zeichen der Solidarität und gegen Antisemitismus zu setzen, haben Bürgermeister André Dora, die evangelische und die katholische Kirche in Datteln, der Plattdeutsche Sprach- und Heimatverein Datteln 1922 und das Comenius-Gymnasium zu einem Treffen am Standort der ehemaligen Synagoge eingeladen. Der 9. November als Gedenktag für die Pogromnacht von 1938 war dabei mit Bedacht gewählt worden. Der Einladung waren rund 50 Bürger*innen gefolgt.

„Mit Bestürzung mussten wir in den vergangenen Wochen leider wahrnehmen, dass es wieder starke antisemitische Strömungen gibt. Als wären sie nie völlig weg gewesen“, sagt Bürgermeister André Dora, „der Antisemitismus bricht sich wieder Bahn. Vielleicht haben wir uns alle zu sehr vorgemacht, dass die Kultur des „Nie wieder!“ ausreichen würde. Offensichtlich reicht sie nicht aus.“ Deshalb sei es wichtig, „ein öffentliches Zeichen dafür zu setzen, dass Antisemitismus nicht wieder salonfähig werden darf – geschweige denn weiter erstarken sollte.“

Dora betonte, dass Judenhass gerade in Datteln nichts zu suchen hat. Aus gutem Grund seien in Datteln im vergangenen Jahr zwei Menschen mit dem Etienne-Bach-Preis ausgezeichnet worden, die sich in besonderer Weise um die Versöhnung zwischen den Völkern verdient gemacht haben: Gerda Koch und Alan Hoffstadter. Damit gab Dora an Thomas Mämecke von der evangelischen Kirche weiter, die den Etienne-Bach-Preis im Abstand von zwei Jahren verleiht.

Mämecke startete mit einer Schweigeminute, um der Opfer der grausamen Pogrome vom 7. Oktober 2023 zu gedenken, an die „von der Terrororganisation Hamas entführten Frauen, Männer. Jüdinnen und Juden wurden getötet, bestialisch ermordet, abgeschlachtet, gedemütigt oder verschleppt, eben weil sie Jüdinnen und Juden sind, eben weil sei Jüdinnen und Juden waren.“

Von 1929 bis 1938 war die Synagoge Mittelpunkt des jüdischen Lebens in Datteln. Seit dem Jahr 321 gibt es nachweisbar jüdisches Leben in Deutschland. „Jüdisches Leben, jüdische Kultur gehört zu uns“, sagte Mämecke, „Jüdinnen und Juden sind nichts Fremdes, Außenstehendes. Es sind unsere eigenen Leute. Es ist unsere eigene Kultur. Wer heute in Deutschland lebt oder hier leben will, der muss respektieren, dass jüdisches Leben untrennbar zu Deutschland gehört – ohne „Wenn und Aber“ und auch ohne „ja, aber.“

Ausstellungseröffnung

Im Anschluss an die Solidaritätskundgebung wechselte der Großteil der Teilnehmer*innen in den Dorfschultenhof: zur Gedenkstunde anlässlich der Pogromnacht. Dort eröffnete André Dora die neue Ausstellung des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge über die Gedenkstätte Bikernieki im Wald von Riga. Theodor Beckmann (Plattdeutscher Sprach- und Heimatverein Datteln 1922) und Rosemarie Schloßer berichteten von ihren persönlichen Eindrücken über ihre Reisen nach Bikernieki.

Im Anschluss lasen Schüler*innen des Comenius-Gymnasiums Erlebnisbericht von Jüdinnen und Juden aus der NS-Zeit und stellten Sie Texten gegenüber, in denen Jüdinnen und Juden über aktuelle Erlebnisse berichten.  Sie schlossen mit den Liedern "Hallelujah" von Leonard Cohen und "Imagine" von John Lennon.